Jugendhilfeplanung "Spielen
in der Stadt"
Vorwort von Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister der
Stadt Nürnberg
Das
Erscheinungsbild von Großstädten ist geprägt
von den Bedürfnissen und Vorstellungen der Erwachsenenwelt.
Wir erleben eine sich verdichtende und hektischer werdende
Welt. Auch in Nürnberg steht die Stadtentwicklung immer
im Spannungsfeld unterschiedlicher Ansprüche und muss
die Bedürfnisse und Interessen von Kindern und Jugendlichen
in Ausgleich bringen mit den räumlichen Anforderungen
beispielsweise von Gewerbe, Verkehr, Wohnen oder Einzelhandel.
Dabei kommt es immer wieder vor, dass der berechtigte Wunsch
nach Spiel- und Erholungsflächen etwas zu sehr in den
Hintergrund tritt. Wenn die Kinder von heute aber im Erwachsenenalter
als verantwortungsvolle Bürgerinnen und Bürger die
Stadt mitgestalten sollen, müssen wir ihnen jetzt ein
positives Lebens- und Lernumfeld zum Aufwachsen zur Verfügung
zu stellen. Nur so können sie ihre körperlichen,
geistigen und sozialen Fähigkeiten entfalten und in unserer
Stadt eine glückliche Kindheit und Jugend erleben.
Deshalb versteht sich die Stadt Nürnberg als „Kinder-
und Familienstadt“ und arbeitet seit Jahren an der Schaffung
kinder- und familienfreundlicher Lebensräume. Die Erfolge
können sich im Vergleich zu anderen Städten sehen
lassen. Dennoch sind weiterhin vielfältige Aufgaben zu
bewältigen. Dazu gehört die Minderung der Armut
von Kindern, ein leistungsgerechtes Angebot an erzieherischen
Hilfen, der Schutz der Kinder vor Gefahren, die weitere qualitative
Weiterentwicklung und der quantitative Ausbau von Kindertageseinrichtungen
und ein bedarfsgerechtes Angebot in der Kinder- und Jugendarbeit.
Familien brauchen ausreichend Wohnraum, und die Immissionsbelastung
muss verringert werden. Last but not least brauchen wir ein
ausreichendes und bedarfsgerechtes Angebot an Spielflächen
für die verschiedenen Altersgruppen, Interessen und Bedürfnisse
von Kindern und Jugendlichen.
Mit „Spielen in der Stadt“ hat die Verwaltung
der Stadt Nürnberg eine umfassende Jugendhilfeplanung
zu diesem Thema vorgelegt. Der Plan hebt die Bedeutung des
Spielens für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen
hervor, klärt über die rechtlichen Regelungen und
die politischen Verantwortlichkeiten auf, stellt eine aussagekräftige
Bestands- und Bedarfsanalyse zur Verfügung und beschreibt
in einem Maßnahmenkatalog die notwendigen Schritte,
die auf dem eingeschlagenen Weg zu einer kinder- und familienfreundlichen
Stadt noch zu gehen sind.
Der Jugendhilfeplan wurde in einer Projektgruppe erarbeitet,
in der Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Dienststellen
und freier Träger mitgearbeitet haben. Ihnen allen danke
ich sehr herzlich.
Kinder und Jugendliche entwickeln als Spiel(platz)expertinnen
und –experten aber auch selbständig vielfältige,
kreative und häufig überraschend innovative Ideen
für die Gestaltung von Spielplätzen. Dieses Ideenpotenzial
darf nicht ungenutzt bleiben. Aus diesem Grund finden in Nürnberg
bei Neuplanungen, Generalsanierungen sowie bei den in regelmäßigem
Turnus stattfindenden Kinderversammlungen Beteiligungsverfahren
statt, in denen die Kinder
und Jugendlichen ihre Ideen, Interessen und Bedürfnisse
in die Planungen einbringen. Die jungen Menschen brauchen
aber auch stadtplanerische Unterstützung. Als Erwachsene
liegt es deshalb in unserer Verantwortung hier die notwendigen
Schritte zu unternehmen. Dabei sind neben den verschiedenen
Gremien (z.B. Jugendhilfeausschuss und Kinderkommission)
auch die Politik, die Verwaltung, die Eltern und alle Bürgerinnen
und Bürger gefordert ihren Beitrag zu leisten.
Seit 1989, als erstmals ein Rahmenplan „Spielen in
der Stadt“ vorgestellt wurde, hat sich die Spielplatzsituation
für unsere Kinder und Jugendlichen quantitativ und qualitativ
deutlich verbessert. Die Zahl der öffentlichen Spielplätze
ist von 143 auf 271 angewachsen. Über 40 Schulhöfe
konnten in hochwertigere „Spielhöfe“ umgewandelt
werden. Und die Zahl der pädagogisch betreuten Aktivspielplätze
ist von 5 auf 12 angewachsen. Das gesamte Spielflächenangebot
in Nürnberg wurde im Laufe der vergangenen 18 Jahre von
570.000 m² auf etwa 804.000 m² erhöht.
Trotzdem stehen in vielen Stadtgebieten noch immer viel
zu wenige Spielplatzflächen zur Verfügung, das Netz
an erreichbaren Spielplätzen ist noch nicht dicht genug,
und die Qualität der Angebote lässt häufig
zu wünschen übrig.
Ich freue mich deshalb für die Nürnberger Kinder
und Jugendlichen, dass der Jugendhilfeausschuss und der Stadtrat
die hier vorgelegte Jugendhilfeplanung „Spielen in der
Stadt“ als verbindliche Grundlage für die Stadtentwicklungsplanung
beschlossen haben. Darauf aufbauend
können wir alle gemeinsam an die bemerkenswerten Erfolge
der Vergangenheit anknüpfen und die vielschichtigen Zukunftsaufgaben
zur Verbesserung der Spiel- und Lebenssituation anpacken und
umsetzen.
Dr. Ulrich Maly
Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg
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